Wir haben es endlich geschafft! Die Wunden sind verheilt, der Geist ist rein und neuen Abenteuern steht nichts mehr im Wege.
Nachdem wir unsere Zwangspause und den holprigen Start mit Heins in Saint Malo abgehakt hatten, folgten wir einen Ratschlag Laura und Torbens und fuhren an den westlichsten Zipfel der Bretagne; nach Le Conquet.
Was uns dort erwartete, ließ unsere Herzen höherschlagen: Wir trafen auf raue majestätische Klippen, die immer wieder durch kleine Buchten, in denen kristallklares Wasser auf feinsandigen Strand mündete, unterbrochen wurden. Ein perfekter Ort für zahlreiche Küstenwanderungen.
Was uns allerdings am meisten begeisterte, war unser Schlafplatz. Wir fanden seit langer Zeit endlich mal wieder einen Platz, der das Leben im Van so besonders macht. Wir, hoch oben am Rande des europäischen Festlands, vor uns nichts als die im Atlantik untergehende Sonne, südlich von uns eine alte Klosterruine, nördlich das kleine Fischerdorf Le Conquet...
Uns gefiel es so gut, dass wir ganze drei Nächte dort verbrachten. In der Zeit wanderten wir auf den zahlreichen Küstenpfaden, kühlten uns in dem eisig kalten Wasser des Atlantiks ab oder genossen einfach nur die Sonne.
Nach drei Tagen neigten sich allerdings unsere Wasservorräte dem Enden zu und auch der Wetterbericht sah nicht mehr ganz so rosig. Es war also an der Zeit aufzubrechen.
Nachdem wir unsere Wasser- sowie Lebensmittelvorräte aufgefüllt hatten, zog es uns auf die Halbinsel Crozon.
Crozon ist definitiv kein Geheimtipp und das bemerkten wir umgehend, da wir auf zahlreiche weitere Vans bzw. Wohnmobile trafen. Die Stellplatzsuche war demensprechend anspruchsvoll. Zudem setzte zum Nachmittag starker Regen ein, der sich bis zum nächsten Morgen nicht mehr einstellte.
Als wir also endlich einen vernünftigen Platz gefunden hatten, mussten wir uns noch mit dem Regen herumschlagen. Ihr wisst mittlerweile wahrscheinlich, dass Regen für uns immer ein heikles Thema ist. An diesem Abend war es aber besonders problematisch, da Jessy sich die Haare waschen musste bzw. wollte und wenn Jessy sich die Haare waschen will, kann sie nichts davon abhalten. Also machten wir uns ans Werk und wuschen Jessy´s Haare. Ich mit Schirm, Dusche sowie Shampoo haltend, Jessy splitternackt und sich wild waschend.
Nun ja, so ist eben unser Leben in Heins… Und mein Leben mit Jessy.
Zu Crozon ist uns aufgefallen, dass sich die Halbinsel, obwohl nicht weit von unserem vorherigen Spot in der Bretagne entfernt, landschaftlich stark unterschied. Zwar fanden wir dort auch die steilen Klippen und die feinen Buchten wieder, aber alles war viel grüner und stärker bewachsen. Da es glücklicherweise bei dem einen Regentag blieb, konnten wir abermals die Küste entlangwandern und uns der schönen Natur erfreuen.
In eine besondere Wanderung sind wir hereingeraten, als wir den Strand Virgin Island aufsuchten. Der Strand, der als einer der schönsten Strände Crozons im Netz ausgewiesen ist, liegt ebenfalls in einer kleinen Bucht, welche eingesäumt vom saftigen Grün und farbenfrohen Blumen ist.
Bereits auf dem Hinweg gerieten wir ins Grübeln, ob der Weg richtig sei. Er war zweifellos wunderschön und lohnte sich, allerdings war er auch stark bewachsen und wenig betreten. Nach einer guten Stunde erfuhren wir dann warum. Der Abstieg zum Strand war aufgrund der Gefahr eines Klippenabbruchs gesperrt. Das war enttäuschend. Der ganze Weg war umsonst und dann mussten wir auch noch denselben Rückweg antreten. Derselbe Rückweg? Wirklich? Nicht mit uns!
Zurück wählten wir einen anderen Weg, um zumindest nicht das Gleiche wie auf dem Hinweg sehen zu müssen. Nachdem uns der Pfad anfänglich durch ein kleines Waldstück geführt hatte, wurde er mit der Zeit allerdings immer wilder. Irgendwann war das Gestrüpp mehrere Meter hoch und wir verloren langsam die Orientierung. Hinzukamen dichte Dornengewächse, die sich um unsere Beine schlangen. Jessy, die passend zum Besuch vom feinsandigen Strand Virgin Islands in ein Sommerkleid geschlüpft war, stand die Freude ins Gesicht geschrieben.
Nach einer halben Stunden Kampf und Leid war der Spuk dann vorbei. Erleichtert und zerkratzt erreichten wir den Weg, den wir hinzu gegangen waren. Einmal mehr war es vielleicht nicht die beste Idee einen anderen Rückweg zu wählen, aber immerhin haben wir etwas anderes gesehen.
Da der Strandausflug schneller vorbei war als geplant, blieb noch genügend Zeit um den restlichen Tag zu gestalten. Wir steuerten mit der Hoffnung auf ein paar surfbare Wellen das südliche Ende Crozons an und siehe da: Kleine aber feine Wellen, die zum Surfen einluden. Jessy schlüpfte in ihren Neoprenanzug und stürzte sich in die Fluten. Ich musste mich aus Rücksicht auf meine Wunden noch zurückhalten, was der Schönheit dieses Tages allerdings keinen Abbruch tat. Jessy kam pünktlich zum Sonnenuntergang aus dem Wasser, so dass wir bei einem Gläschen Wein mit Blick auf den Ozean den Abend ausklingen lassen konnten.
Vom Surfen angefixt, probierten wir es am darauffolgenden Tag rund 150 km weiter südlich am Strand Sainte Barbes, einem bekannten Surfspot im Norden Frankreichs. Leider hatten wir dort nicht so viel Glück. Es war extrem voll und wir hatten einmal mehr mit Höhenbeschränkungen zu kämpfen.
Außerdem bekamen wir nach so viel Natur und wandern mal wieder Lust auf eine Stadt. Fündig wurden wir im Süden der Bretagne. Wir machten einen Abstecher nach Vannes.
Vannes hat uns außerordentlich gut gefallen. Zahlreiche Cafés und Delikatessenläden schmückten die schmalen Gassen der mittelalterlichen Altstadt. Im Zentrum dieser befand sich zudem ein prachtvolles Schloss, welches den Mittelalterflair vollkommen machte.
Die französischen Städte bzw. insbesondere die Städte, die wir in der Bretagne sowie in der Normandie vorgefunden haben, haben es uns wirklich angetan. Wir können nur jedem ans Herz legen, ebenfalls einmal diese wundervollen Orte zu entdecken.
Für uns ging es allerdings weiter Richtung Süden. Wir dachten uns, es ist an der Zeit in ferne Gefilde aufzubrechen und eine französische Karibikinsel zu besuchen.
Ok, ganz so weit ging es natürlich nicht, aber auf der Höhe von Rochefort überquerten wir die Brücke zur größten Insel der französischen Atlantikküste, der L'île d'Oléron. Dort angekommen staunten wir nicht schlecht, denn es sah tatsächlich aus, wie auf einen französischen Karibikinsel. In Le Château-d'Oléron, der Hauptstadt der Insel, reihten sich knallbunte Holzhütten am Rande der Hafeneinfahrt aneinander. Aus den dortigen Restaurants ließ der verlockende Duft gegrillten Fischs uns das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Doch nicht nur Restaurants fanden Platz in den Hütten. Auch zahlreiche Künstler, die zum Teil spektakuläre Werke aus gesammelten Meeresmüll anfertigten, kamen auf der Insel nieder und stellten ihre Arbeiten dort aus.
Wir waren auf jeden Fall äußerst froh uns kurzfristig dazu entschlossen zu haben, der Insel einen Besuch abzustatten.
Am darauffolgenden Tag entspannten wir uns an einem der schönen Strände der Insel und unternahmen einfach mal nichts. Nichts ist vielleicht nicht ganz richtig. Wir duellierten uns in einer harten Partie Skip-Bo, die in einer schmetternden Niederlage endete. Für wen, erwähne ich hier lieber nicht, weil es Jessy nicht gefallen dürfte.
Zwei Tage später setzten wir dann mit der Fähre von Royan nach Soulac-sur-Mer über und beendeten somit gleichzeitig einen Abschnitt auf unserer Reise durch Frankreich. Frankreichs Norden begeisterte uns nicht nur mit üppiger Vegetation, imposanten Klippen und wunderschönen Buchten, sondern vor allem mit den charmanten Städten. Steinhäuser, blaue Fensterläden, Blumenkästen… Ein Anblick, an dem wir uns nicht satt sehen können. Mindestens genauso toll wie die Ortschaften, die wir besuchten, sind allerdings die Einwohner, die in ihr leben. In der Normandie und Bretagne sind wir so viel lieben und offenen Menschen begegnet, die diese Gegend so besonders machen.
Wir werden auf jeden Fall wieder kommen.
Jessy, Flori & Eddie
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