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#23.09.2021 bis 13.10.2021 – Frankreichs Süden

Mit der Überfahrt von Royan nach Soulac-sur-Mer endete nicht nur unsere Tour durch den Norden Frankreichs, sondern auch die abwechslungsreiche Landschaft bestehend aus steilen Klippen, kleinen Badebuchten und charmanten Städtchen.

Unsere jetzige Umgebung bestand aus weiten Pinienwäldern und den endlos langen Sandstränden der Atlantikküste.

Der erste Stopp, den wir einlegten, war im kleinen Örtchen Montalivet. Hier fanden wir nun keine Steinhäuser mit blauen Fensterläden sowie bunt zugewucherten Blumenkästen mehr vor, sondern die für diesen Teil der französischen Küste so typischen zweistöckigen weißen Bauten. Die Straßen des Ortes sind zudem, ebenfalls typisch, wie auf dem Reisbrett gezeichnet symmetrisch angeordnet.

Beide Tatsachen sorgten bei uns dafür, dass der vorangegangene Zauber, der uns beim Besuch französischer Städte stetiger Begleiter war, verflog.

Nichtsdestotrotz fühlten wir uns in Montalivet äußerst wohl. Wahrscheinlich aber auch nur, weil wir außerhalb der Saison anreisten. Der Ort wirkte etwas verschlafen und lebte von dem entspannten Surf-Vibe, der genau an der Grenze des Angenehmen war.

Auch wir liehen uns ein weiteres Board und gingen gemeinsam surfen. Das erste Mal überhaupt auf unserer Reise und auch wenn wir nicht eine Welle bekommen haben, hatten wir dennoch eine Menge Spaß.

Jessy gab in Montalivet zudem ihre Generalprobe für ihren ersten Online-Kurs, der einige Tage später stattfinden sollte. Mit dem Selbstvertrauen ausgestattet, dass technisch alles funktioniert, starteten wir somit das Projekt: „Online-Tanzen“.

 

Was benötigt Jessy alles, um online Kurse geben zu können?

Klar, in erster Linie eine stabile Internetverbindung. Mit Hilfe unseres Routers, dem guten Netzausbau im Ausland und der SIM-Karten, die wir uns in dem jeweiligen Land, welches wir gerade bereisen, zulegen, ist diese Anforderung verhältnismäßig einfach zu erfüllen.

Anspruchsvoller ist dagegen einen geeigneten Stellplatz zu finden. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass wir allein sind. Zum einen wollen wir niemanden stören und zum anderen muss Jessy natürlich zu 100% fokussiert auf ihren Kurs sein. Da ist es nicht gerade förderlich, wenn um sie herum ständig Leute umherwuseln und sich fragen, warum sie so abgeht. Zumal kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass Jessy beim Kurs wirklich alles aus ihrem Körper herausholt und wenn man die Musik dazu nicht hört, weil sie Kopfhörer im Ohr hat, kann das schon etwas befremdlich wirken.

 

Bevor wir uns allerdings mit diesem Wissen ausgestattet, auf die Suche nach einem geeigneten Stellplatz für Jessy´s Kurs begaben, stand einmal wieder ein Waschtag ins Hause. Warum das abermals erwähnenswert ist? Weil der letzte Waschtag, den wir im Van meistern mussten, in Schweden war und somit bereits zwei Monate zurücklag. Danach luden uns in Estland Katja und Sergej zum Waschen zu sich nach Hause ein, wir wuschen bei unseren Eltern in Deutschland und in Frankreich in den Ferienhäusern, die wir bezogen hatten.

Aufgrund der Erfahrung in Schweden, wo wir 25 € für Campingplatzübernachtung inklusive Wäsche waschen bezahlt hatten, sowie aufgrund der schwierigen Stellplatzsuche durch die Höhenbeschränkungen, die uns permanent begleiteten, steuerten wir auch in Frankreich in Lacanau einen Campingplatz an.

Leider war das nicht die beste Entscheidung.

Nicht nur das der Platz für außerhalb der Saison enorm teuer war, nein, Wäsche waschen kostete auch extra.

Wir hatte allerdings keine Motivation mehr weiterzusuchen und ergaben uns unserem Schicksal. Abgerundet wurde der Waschtag noch vom permanenten Regen, der es uns fast unmöglich machte, die Wäsche trocken zu bekommen.

Ok, zugegeben, für den Regen kann der Campingplatz nichts, aber auch so fühlten wir uns nicht sonderlich wohl. Das Ganze ging so weit, dass ich lieber in Heins auf Toilette ging als im Sanitärhäuschen. Allerdings nur ein einziges Mal, denn Jessy, die für das Kloputzen verantwortlich ist, fand das überhaupt nicht witzig und verdonnerte mich dazu, die öffentlichen Toiletten aufzusuchen.

Nun ja, sei es drum. Unsere Wäsche ist schlussendlich für viel zu viel Geld sauber geworden und wir haben einmal mehr gemerkt, dass Campingplätze nichts mehr für uns sind und zukünftig nur noch im Notfall angesteuert werden sollten.

 

Genervt ging es dann weiter Richtung Süden und – wie eingangs erwähnt – auf Stellplatzsuche für Jessy´s Kurs.

Unsere Launen wurden immer düsterer, da wir merkten, dass wirklich jeder Parkplatz in der Höhe beschränkt war. Fündig wurden wir letztendlich in Vieux-Boucau-les-Bains.

Während der Platz, den wir als für gut befanden, alle oben genannten Ansprüche einigermaßen erfüllte, spielte die wichtigste Komponente, auf die wir leider gar keinen Einfluss haben, nicht mit. Das Wetter.

Schon als wir anreisten, wurden wir immer wieder von kleineren Schauern heimgesucht. Da allerdings der Wetterbericht für den Folgetag, also Jessy´s Kurstag, besseres Wetter versprach, entschieden wir uns den Kurs nicht abzusagen.

Als dann der Tag kam, regnete es noch immer, und zwar kontinuierlich. Etwas verzweifelt checkten wir wieder und wieder den Wetterbericht, der uns sagte, dass eigentlich die Sonne scheint.

Jessy entschloss sich dazu, auch im Regen den Kurs geben zu wollen und siehe da: Punkt 18:00 brach der Himmel auf und die Sonne kam hervor. Alles lief hervorragend und somit war der erste „Job“ von unterwegs in trockenen Tüchern.

 

Unsere Route führte uns in den anschließenden Tagen immer weiter Richtung Süden. Ein paar Tage verweilten wir auf einem Parkplatz kurz vor Soorts-Hossegor. Ja, auf einem Parkplatz! Ende September wurden doch tatsächlich zahlreiche Höhenbeschränkungen entfernt und somit ermöglicht, dass höhere Vans und Wohnmobile dort Platz fanden.

In Soorts-Hossegor waren wir dann vor allem eins: Shoppen. Egal wie sehr wir uns bisher diszipliniert haben, nicht zu shoppen und auf unser Geld zu achten: Diesen Ort können wir einfach nicht besuchen, ohne in dem dortigen Outlet-Center anzuhalten. Dieses Mal waren wir gleich an zwei Tagen dort. Zu unserer Verteidigung sei gesagt, dass wir dennoch sehr zurückhalten waren und u. A. Second-Hand eingekauft haben.

Zum eigentlichen Ort sei noch erwähnt, dass es der Surfer-Ort in Frankreich schlechthin ist. Neben den trendigen (und teuren!) Surf-Shops findet man zahlreiche hippe Cafés, vegane Restaurants sowie angesagte Bars. Der Ort ist schlicht und einfach cool.

Wir haben allerdings festgestellt, dass er uns etwas zu cool ist. Das liegt aber eher an den dortigen Urlaubern als am Ort selbst. Uns durchtrieb ein Gefühl von „Gesehen und Gesehen werden“ gepaart mit einem etwas zu sehr aufgesetzten Surf-Vibe, was aus unserer ganz subjektiven Sicht der eigentlichen Schönheit Soorts-Hossegors etwas schadet. Dennoch hatten wir abseits dieser „Vibes“ ein paar sehr schöne Tage in und rund um Hossegor.

Zumal wir immer wieder zu unserer Base, 15 Minuten entfernt, zurückkehrten, wo wir dann entschleunigen konnten. Das Wetter half uns dabei, denn es regnete einige Tage am Stück.

Die Zeit nutzten wir u. A., um Heins ein kleines dekoratives Upgrade zu verpassen. Jessy fertigte mehrere Makramees an und ich kümmerte mich um die Deko unserer Regale. Mit ein paar kleinen Handgriffen verwandelten wir unseren praktikablen Innenraum in ein gemütliches Wohnzimmer.

Aber nicht nur so nutzten wir die Zeit. Wir merkten auch, wie wir uns immer mehr mit uns selbst beschäftigten. Die Ruhe und das langsame Reisen tat uns gut. Wir wurden nicht mehr von neuen Eindrücken überhäuft und konnten endlich einmal in uns hineinhorchen und uns fragen, was wir überhaupt mit unseren Leben anfangen wollen.

Diese Zeit war auch als Paar sehr intensiv, da wir viele Baustellen im Inneren ausgegraben haben, die oftmals der Partner zu spüren bekommen hat.

Dieses Thema wird nun zum ständigen und äußerst willkommenen Thema unserer weiteren Reise.

 

Die Reise, die uns im Übrigen immer weiter Richtung Süden trieb. Nach einem kurzen Abstecher in Bayonne, in der wir Jessy ein eigenes Surfboard und mir eine große Portion Bubble Waffle besorgten, sollte unser nächster Stopp Biarritz sein. Zuvor hieß es allerdings erneut: Waschtag!

Ja, ihr denkt ich sei nicht ganz sauber und soll endlich aufhören vom Wäsche wasche zu berichten, aber dieses Mal halte ich es kurz. Versprochen.

Wir haben für wenig Geld in einer Wäscherei gewaschen, es hat nicht geregnet und wir haben somit unsere Wäsche problemlos waschen und trocknen können. Warum berichte ich trotzdem darüber?

Weil ich in der darauffolgenden Nacht Nasenbluten bekommen habe und die frisch gewaschene Bettwäsche direkt wieder gewaschen werden musste. Das war ärgerlich, aber glücklicherweise gab es keine weiteren Probleme.

 

Als wir dann das elegante Seebad Biarritz erreichten, bekamen wir die Vorzüge außerhalb der Saison zu reisen, besonders zu spüren. Auf den Parkplätzen, die sonst hoffnungslos überfüllt sind, konnten wir problemlos übernachten. Wir wachten direkt am Strand auf und genehmigten uns jeden Morgen zum Start in den Tag einen kleinen Kaffee und ein Croissant.

Das eigentliche Highlight war aber ein ganz anderes. Bei einer Eddie-Runde begegneten wir einen Mann unseres Alters, welcher eine Katze ausführte. Das war schon ziemlich witzig, aber der Mann sprach uns im besten englisch an und lud uns direkt ein, mit zu seiner Freundin zu kommen.

Aus dieser Begegnung folgten vier wundervolle Tage, mit Menschen, die uns definitiv ans Herz gewachsen sind und die wir unbedingt wieder sehen wollen.

Dennis und Sophie, so heißen die guten, kommen aus Amsterdam. Er ist Koch und auf dem Weg in die Selbstständigkeit, sie Lehrerin und gerade ebenfalls im Van durch Europa unterwegs. Dennis besuchte sie auf ihrer Reise durch Frankreich.

Wir gingen spazieren (wir mit Hund, sie mit Katze), kochten jeden Abend zusammen und quatschten bis spät in die Nacht. Als leidenschaftliche Basketballer lieferten Dennis und ich uns zudem ein intensives Basketball-Match, während die Frauen gemeinsam Yoga machten.

Während die Tage vergingen, stellten wir immer mehr Gemeinsamkeiten fest, was die Begegnung so besonders machte.

Nichtsdestotrotz hieß es natürlich irgendwann Abschied nehmen, wenn auch nur für kurze Zeit, doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

 

Dieser Beitrag soll mit einem weiteren Pärchen, welches wir im Süden Frankreichs kennengelernt haben, enden, und zwar mit Jean-Marc und Francoise.

Die beiden haben uns tatkräftig bei der Bewältigung unserer Frankreich-Challenge unterstützt bzw. ohne sie, hätten wir die Challenge gar nicht meistern können. (Alles zur Challenge könnt ihr im separaten Beitrag nachlesen)

Die beiden waren genau wie Dennis und Sophie ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs, allerdings nicht in unserem Alter, sondern bereits stolze 70 Jahre. Trotz des Altersunterschiedes verbrachten wir einen wundervollen Tag zusammen und unterhielten uns über die vielen Reisen, die die beiden schon unternommen hatten. Außerdem haben sie uns für die nächste Woche, wenn sie wieder zu Hause angekommen waren, auch prompt eingeladen, ebenfalls vorbeizuschauen. Eine Einladung, die wir zumindest für den Moment erst einmal ablehnen mussten, da in der nächsten Woche bereits ein fester Termin bevorstand. Aber auch dazu mehr im nächsten Beitrag.

 

Für uns hieß es nach 43 Tagen Adieu schönes Frankreich. Wir überquerten nach der Begegnung mit Jean-Marc und Francoise die französisch-spanische Grenze bei Hendaye.

Dieses Land hat uns einmal mehr unglaublich begeistert und wir sind unendlich dankbar, dass wir so viel Zeit hatten, Land und Leute besser kennenzulernen.

Es war mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch.

 

Jessy, Flori & Eddie


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Kommentare: 1
  • #1

    Sophie.onwheels (Freitag, 21 Januar 2022 23:00)

    I love this !
    Hope to see you soon, as my camper is almost ready to hit the road again in March!