Wir schreiben den achten Januar 2022. Wir sind wieder auf Achse!
So schön die Zeit im Janga Wonderland auch war, umso froh waren wir auch, wieder unterwegs zu sein. Natürlich werden uns die Annehmlichkeiten des Camps, wie z.B. eine warme Dusche, ein Gym oder die vielen interessanten Begegnungen und Gespräche fehlen, aber schon als wir an unserem ersten Stellplatz ankamen, kam dieses Gefühl, welches unser Leben im Van so besonders macht, zurück.
Die Freiheit und Weite, die uns nur das Reisen geben kann, ist einfach nicht zu ersetzen.
Im Gegensatz zu den letzten Starts zurück im Vanlife, die ja bekanntermaßen etwas holprig verliefen, groovten wir uns dieses Mal sofort ein. Wir fanden tolle Stellplätze und arrangierten uns mit den kurzen Tagen und kühleren Abenden.
Uns bereitete vor der Abreise ein wenig Sorge, dass die Sonne bereits gegen kurz nach 17 Uhr untergehen würde und es danach entsprechend frisch wird. Allerdings nutzten wir diese Tatsache, um früh zu Bett zu gehen und unserem Körper somit ebenfalls einen Winter zu gönnen. Die Anpassung an den Tageszyklus tat uns enorm gut. Morgens und abends entspannten wir lange im Van und tagsüber genossen wir die Sonne. An besonders kühlen Abenden kam auch endlich mal unser Gasheizstrahler zum Einsatz, der uns definitiv einige Abende gerettet hat. Immerhin fielen die Temperaturen draußen teilweise auf bis zu 3°C.
Eddie hatte es übrigens besonders kuschelig. Über einem Isolierkissen kam ein Heizkissen zum Einsatz, darüber war sein eigentliches Kissen sowie eine Kuscheldecke. Gekrönt wurde diese Lummerhöhle mit einer weiteren Kuscheldecke, mit der wir ihn jeden Abend zudeckten. Dem Schnarchen in der Nacht nach zu urteilen, hat er es sehr genossen.
Das einzige, was für uns bei den Temperaturen eine Herausforderung darstellte, war das Waschen. Wir versuchten unsere Waschzeiten den Sonnenstunden anzupassen und uns möglichst mittags zu waschen. Das verlangte etwas Organisation, da wir in der Mittagszeit in der Regel Ausflüge unternahmen, aber im Endeffekt war es auch kein wirkliches Problem.
Unsere Route vom Janga Wonderland führte uns zunächst in die Nähe von Peniche und dann weiter nach Ericeira. Zwischen Ericeria und Lissabon fanden wir einen wunderschönen Stellplatz, an dem wir zunächst vier Nächte verbrachten und später sogar nochmal zurückkehrten. Warum? Das erkläre ich gleich.
Vorher möchte ich euch noch kurz mit nach Sintra nehmen.
Sintra ist ein Ort nahe Lissabon und bekannt für sein hügeliges Umland sowie viele Burgen und Schlösser. Wir haben uns auf Anhieb in diesen Ort verliebt.
Die Wanderungen in der Gegend sind wundervoll, die Burgen ebenfalls beeindruckend und der Ort ist einfach nur zuckersüß.
Nicht nur zuckersüß, sondern auch unfassbar lecker ist zudem die Gebäck-Spezialität Sintras; die mit Mandelcremé gefüllten Blätterteigtaschen namens Travesseiros.
In Sintra haben wir außerdem einmal mehr gemerkt, wie wertvoll das Reisen außerhalb der Saison doch ist. Als Jessy´s Freundin Laura davon hörte, wie gut uns der Ort gefiel, war sie ganz überrascht. Bei ihrem Aufenthalt im Sommer war Sintra einer der Orte, den sie am schlechtesten in Erinnerung behalten hatte, weil er einfach so überfüllt war. Wir dagegen fanden Sintra fernab jeglicher Touristen vor und bekamen daher einen ganz anderen Eindruck serviert.
Nach dem Besuch Sintras haben wir noch kurz beim Cabo da Roca, den westlichsten Punkt Europas angehalten. Nach dem nördlichsten Punkt Europas haben wir nun also den westlichsten Punkt erreicht. Der Ort löste allerdings kaum Gefühle bei uns aus. Wir drehten lediglich eine kurze Runde mit Eddie und machten ein Erinnerungsfoto.
Viel schöner dagegen war der unmittelbar in der Nähe liegende Praia da Ursa. Nach einer kurzen und sehr steilen, aber genauso schönen Wanderung erreicht man einen Bilderbuchstrand. Umsäumt von imposanten Felsformationen lassen sich dort besonders schöne Sonnenuntergänge bewundern.
Nun aber zurück zu unserem Stellplatz bei Ericeira. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass wir dorthin zurückkehrten und wollte noch erläutern, warum wir dies taten.
Jessy hatte im Janga Wonderland wieder begonnen ihre Kurse regelmäßig zu geben und bereits nach dem ersten Sonntag, den wir nicht mehr im Camp waren, merkte sie, wie sehr ihr das gemeinsame Tanzen fehlte.
Daraufhin beschlossen wir, dass wir ab sofort den Sonntag zum Kurstag erklären. Wir mussten dementsprechend am Samstag bereits einen geeigneten Platz zum Tanzen finden (in diesem Beitrag könnt ihr nochmal nachlesen, was dafür alles von Nöten ist).
Nachdem wir also den ganzen Samstag einen Platz gesucht haben und keinen besseren als den nahe Ericeira finden konnten, fuhren wir einfach wieder zurück, um dort den Kurs abzuhalten.
Und bereits bei diesem Kurs, also beim ersten Kurs zurück im Van sozusagen, geschah etwas, was uns fortan begleitete. Kurstag ist Abenteuertag.
Am Sonntag oder bereits am Samstag passierten bzw. passieren uns immer wieder unvorhersehbare Dinge, die unsere Reise bedeutsam beeinflussen.
An diesem ersten Kurswochenende bestand das Unvorhersehbare aus einer ganz besonderen Begegnung, aus der mittlerweile eine Freundschaft gereift ist.
Da wir bisher jede der vorherigen vier Tage und Nächte den Platz für uns alleine hatten, waren wir äußerst überrascht und gleichermaßen enttäuscht, als sich zwei weitere Vans zu uns gesellten. Immerhin wollten wir am nächsten Morgen Ruhe für den Kurs haben. Ein Blick aufs Kennzeichen der beiden Vans verriet uns, dass sie aus Deutschland kamen. Wir konnten die Reisenden somit kurz vorwarnen, dass es am nächsten Morgen ab neun Uhr etwas lauter zu gehen wird. Das war letztendlich auch alles, was wir an diesem Abend gesagt haben. Es war bereits 18 Uhr und ziemlich frisch draußen.
Später erfuhren wir, dass wir in diesem Moment ausgestrahlt haben, dass wir wenig begeistert über die Ankunft der neuen Nachbarn waren.
Zu Jessy´s Kurs am nächsten Morgen sei noch kurz gesagt, dass er richtig gut verlief! Also richtig gut nach Jessy´s Geschmack, denn sie lag bis 8:55 Uhr noch im Schlafanzug im Bett und scheute sich davor bei 5°C rauszugehen. Ich dagegen hatte bereits alles draußen vorbereitet und kam trotz der Kälte langsam ins Schwitzen. „Kann sie nicht einmal nicht alles auf den letzten Drücker machen?“ Nein, kann sie nicht. Aber letztendlich klappt (meistens) dennoch alles. Dieser Morgen ist ein Paradebeispiel dafür, dass bei uns in puncto Pünktlichkeit und Termine immer wieder die deutsche und philippinische Auslegungsweise von Zeit aufeinanderprallen.
Ich, der Durchstrukturierte und Jessy die, bei der sich am Ende immer alles fügt. Am Ende hat sich wie bereits erwähnt auch alles gefügt. Jessy sprang (aus ihrer Sicht) pünktlich um 09:00 Uhr aus dem Bus, tanzte fleißig gegen die Kälte an und übertrug ihre Energie bis nach Deutschland.
Unsere Nachbarn bekamen diese Energie natürlich ebenfalls zu spüren und unmittelbar nach dem Kurs zeigten wir uns auch deutlich offener als noch am Vorabend.
Die Ankömmlinge waren die beiden Schwestern Xenia und Shari sowie Sharis Freund Ole.
Shari und Ole besuchten Xenia in Portugal, die zu diesem Zeitpunkt in Lissabon lebte und dort ein Semester studierte.
Wir verstanden uns auf Anhieb und verabredeten uns direkt für ein gemeinsames Abendessen. Dem Abendessen folgte am nächsten Morgen noch ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir uns wieder verabschiedeten.
Der Abschied währte allerdings nur kurz, denn Xenia empfahl uns einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zu ihrer WG.
Dieser Rat erwies sich als echter Glücksgriff, denn der Stellplatz war absolut genial. Südlich von Lissabon fanden wir mit Fonte da Telha ein neues zu Hause für die nächsten zwei Wochen.
Das Beste an dem Spot war nicht etwa, dass wir dort aus dem Van direkt in die Wellen springen oder in einem der umliegenden Strandrestaurants lecker essen konnten; nein, das Beste war; dass wir Xenia wiedertrafen.
Sie besuchte uns am Strand oder wir besuchten sie in ihrer WG, wo wir im Übrigen das erste Mal seit 15 Tagen wieder richtig duschen konnten. Neuer Rekord für uns! Jessy gab gar ihre Kurse an zwei Sonntagen bei ihr auf der Dachterrasse, während Xenia im Hintergrund fleißig mittanzte.
In der Zeit kümmerte ich mich um Xenias Hündin Avo. Ich ging mit ihr und Eddie spazieren und erfreute mich daran, den gemütlichen Vorort Lissabons zu erkunden.
Wir genossen die Zeit in Fonte und mit Xenia sehr und die Tage zogen daher nur so davon.
Irgendwann stellten wir erstaunt fest, dass sich dadurch ein kleines Problem ergeben hatte. Wir hatten nämlich Hundefutter aus Deutschland bestellt und dieses in der Annahme, dass wir bereits an der Algarve wären, dorthin liefern lassen. Von der Algarve hatten wir allerdings bezüglich vom Leben im Van und vom Freistehen fast ausschließlich nur Schlechtes gehört. Was also machen?
Wir fuhren einfach los bis nach Sagres, eine Fahrt von ca. fünf Stunden, holten das Futter ab und fuhren am nächsten Tag wieder zurück nach Fonte. Das waren zwei sehr stressige Tage, die wir aber auch im Nachhinein gerne in Kauf genommen haben.
Wir genossen noch weiterhin das freie Stehen direkt am Strand, die dortigen Wellen sowie die Zeit mit Xenia. Die Entscheidung, wie wir die Sache mit der Algarve in Angriff nehmen würden, verschoben wir von Tag zu Tag.
Irgendwann war es dann aber doch so weit. Der Swell nahm ab, der Wetterbericht sah etwas schlechter aus und Xenia würde auch demnächst Richtung Deutschland zurückreisen. Für uns war somit die Zeit gekommen, aufzubrechen und Fonte da Telha zu verlassen.
Die wunderschöne, aber zum Vanlife doch so ungeeignete Algarve ruft. Warum sich dieses Vorurteil schon in der ersten Nacht bestätigte, was wir am Sonntag, also am Abenteuertag, für verrückte Begegnungen hatten und warum irgendwie immer alles anders kommt, also wir uns vorher ausmalen, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
Jessy, Flori & Eddie
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