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#16.02.2022 bis 15.03.2022 – Wegweiser spanisches Mittelmeer

Bevor es mit unserem eigentlichen Tripp weitergeht, muss zunächst einmal erläutert werden, unter welchen Umständen dieser Beitrag entstanden ist. Zugegeben fiel es mir noch nie so schwer, einen neuen Bericht zu verfassen, wie in diesem Moment. Mittlerweile leben wir nämlich nicht mehr im Van, sondern auf den Philippinen. Wie es dazu gekommen ist, werde ich im nächsten Beitrag thematisieren.

In den vergangenen Wochen bzw. Monaten ist so viel passiert, dass ich nicht dazu gekommen bin, unseren Blog zu vervollständigen und umso mehr Zeit zwischen dem Erlebten und dem Verfassen liegt, umso schwieriger wird es, sich zum Schreiben aufzuraffen und das Gefühl, welches man damals gespürt hat, wiederzugeben. Zumal ja weiterhin jeden Tag neue Abenteuer auf uns warten. Um dennoch die Kraft zum Schreiben zu schöpfen, hilft es enorm, wenn wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, warum wir diesen Blog überhaupt betreiben. Nämlich in erster Linie für uns. Wir haben so viel erlebt, so viele tolle Menschen kennengelernt und wollen diese Erfahrungen für uns und unsere Kinder für immer festhalten, denn so viel kann schon jetzt gesagt werden: Eine ebenso ereignisreiche wie lehrreiche Zeit, wird so schnell nicht wieder kommen.

Ach ja, ein weiterer Grund warum mir das Schreiben schwerfällt, ist, dass ich mein Büchlein in Deutschland vergessen habe. Ich habe mir zu jeden einzelnen Tag Notizen gemacht und diese dann in den Blogbeiträgen zusammengefasst.

Ich hoffe, dass die Begleitumstände nicht dafür sorgen, dass die Qualität des Beitrags darunter leidet bzw. was noch viel schlimmer wäre, dass dieser Beitrag dem Erlebten und den Begegnungen nicht gerecht wird.

 

Jetzt aber los.

 

Wir schreiben den 16.02.2022. Wir haben gerade unsere Kölner Surf-Crew verlassen und uns auf den Weg Richtung spanische Grenze begeben.

Unser eigentlich letztes Ziel in Portugal sollte der kleine Küstenort Tafira sein. Tafira hatten wir überhaupt nicht auf dem Schirm und sind nur durch Zufall darauf gestoßen. Umso schöner war es, dass sich das Städtchen als wahres Schmuckstück herausgestellt hat. Es gab viel grün, viele süße Restaurants und Cafés, aber das schönste an Tafira waren die wunderschönen, typisch portugiesischen Kachelhäuser.

Am Abend fanden wir dann einen wunderschönen Stellplatz hoch oben in den Bergen mit Blick auf Tafira und aufs Meer.

Eigentlich sollte das unsere letzte Nacht in Portugal sein, doch wie so oft kam es mal wieder anders.

Jessy hatte via Instagram schon lange Zeit Kontakt mit den ebenfalls im Van lebenden Julius und Muriel.

Die beiden standen an einem Stausee abseits unserer eigentlichen Route, aber Jessy beharrte auf ein Treffen mit den beiden.

Zugegeben, ich war anfangs wenig davon begeistert, da wir eigentlich schon lange in Spanien sein wollten, aber ich ließ mich glücklicherweise überzeugen.

Die beiden haben nämlich auf Anhieb unsere Herzen erobert und einmal mehr unsere Reise mit ihren Erfahrungen bereichert.

Außerdem amüsant an diesem Treffen war, dass Xenia, die ja ebenfalls auf dem Weg nach Spanien war, zufälliger Weise an genau dem gleichen Spot wie Julius und Muriel übernachtete. Dazu sei gesagt, dass dieser Stausee fernab jeglicher Zivilisation lag und wir weit und breit die einzigen Menschen waren.

Nach der Nacht und dem gemeinsamen Frühstück zogen Xenia und Niels weiter Richtung Sevilla. Wir wollten eigentlich am selben Tag ebenfalls weiterziehen, aber – ja, erneut „eigentlich“ – es kam wieder anders. Wir verstanden uns so gut mit Julius und Muriel, dass wir noch eine weitere Nacht in Portugal blieben. Dieses Land hielt uns irgendwie fest umklammert.

Die Quittung folgte am nächsten Tag, denn es war Samstag. Samstag und Sonntag sind ja bekannterweise bestimmt von Jessy´s Kurs. Wir mussten in Spanien einen geeigneten Stellplatz finden sowie eine neue SIM-Karte besorgen.

Jessy war einmal mehr die Ruhe in Person und sah dabei gar keine Probleme. Daher frühstückten wir erstmal ganz entspannt, bevor wir uns endgültig auf dem Weg über die Grenze machten.

Was wir allerdings vergaßen, war, dass in Spanien andere Öffnungszeiten herrschten als in Portugal. Die meisten Läden schlossen um 13:00 Uhr. Was wir ebenfalls vergessen hatten, war, dass die Uhr eine Stunde vorgestellt wurde. Als wir uns 11:30 Uhr auf den Weg machten, war es 50 km weiter in Spanien bereits 12:30 Uhr. Obwohl etwas spät dran, konnten wir noch eine SIM-Karte erwerben. Internet für den Kurs war somit gesichert. Jetzt hieß es „Stellplatz finden“. Bevor wir weiterfuhren und uns auf die Suche begaben, checkte ich allerdings kurzerhand unseren Reifendruck. Leider mache ich das viel zu selten, doch genau in diesem Moment war mir seltsamerweise danach.

Ihr ahnt es wahrscheinlich schon. Wir hatten einen Platten. Ich dachte zunächst irgendetwas stimme mit dem Messgerät nicht, doch es war nach dem Aufpumpen auch ein deutliches Zischen zu vernehmen. Jessy konnte das Loch auch schnell ausfindig machen.

Schon ein verrückter Zufall, dass ich einmal den Luftdruck messe und dann sowas feststelle. Doch die Zufälle gehen noch weiter. Zunächst waren wir geschockt, genervt, frustriert, hoffnungslos. Alle Werkstätten hatten bereits geschlossen und ich wollte nicht mit einem Platten weiterfahren.

Ob vernünftig oder nicht haben wir uns noch ca. 100 km bis nach Sevilla gequält und dabei bei jeder Möglichkeit den Reifen aufgepumpt, in der Hoffnung, dort zumindest einen offenen Baumarkt zu finden. Mein Ziel war es, den Reifen provisorisch selbst zu flicken und am Montag eine Werkstatt aufzusuchen.

Einen offenen Baumarkt haben wir gefunden. Glücklicherweise war genau daneben ein KFZ-Fachgeschäft, in dem ich sogar ein Notfall-Reparaturset kaufen konnte. Was aber noch glücklicher war, ich aber erst beim Verlassen des Geschäfts realisierte, war, dass neben dem KFZ-Fachgeschäft eine KFZ-Werkstatt war. Dort fragte ich, ob ich den Reifen selbst flicken könne. Die Mechaniker symbolisierten mir (die Spanier sprechen leider kaum englisch), dass nicht einmal sie den Reifen flicken würden, es aber eventuell ein Reifenservice erledigen könnte. Sie gaben mir eine Adresse im Herzen Sevillas, wo zu guter Letzt tatsächlich der Reifen repariert werden konnte.

Glück gehabt.

Wir fuhren noch ein gutes Stück Richtung spanische Atlantikküste, bevor wir letztendlich einen geeigneten Stellplatz für Jessy´s Kurs am kommenden Tag fanden.

Der Platz, am Abend noch sehr idyllisch und ruhig, entpuppte sich am Sonntag allerdings als Hotspot für Fahrradtouren. So kam es, dass Jessy während ihres Kurses immer wieder von Vorbeikommenden freudestrahlend begutachtet wurde. Das Ganze gipfelte, als eine Gruppe von 25 Radfahrenden ihr Gruppenfoto genau neben ihr knipste. Das war als Außenstehender schon ein skurriles Szenario: Jessy, die abtanzt und die riesige Radgruppe, die sich genau daneben für ein Foto positioniert.

Mir ist noch immer schleierhaft, wie Jessy in diesem Moment einfach weitertanzen konnte, als wenn nichts um sie herum passiert.

Einmal mehr bescherte uns Jessy´s Kurs ein unvergessliches Wochenende.

 

Unser nächster längerer Stopp war dann das wunderschöne andalusische Städtchen Conil de la Frontera. Dort warteten bereits Sophie und Severin auf uns. Die beiden hatten wir zwei Monate zuvor im Surfcamp kennengelernt und uns spontan mit ihnen verabredet. Dabei war Severin ebenfalls noch immer unterwegs, wogegen Sophie eine Woche dem nassen deutschen Wetter entfliehen wollte.

In den fünf Tagen, die wir gemeinsam verbrachten, bestand unser Hauptaugenmerk aufs Surfen. Conil hielt für uns überraschend gute Surfbedingungen parat, so dass wir so oft es ging im Wasser waren. Durch den schönen und ruhigen Ort, das angenehme Klima sowie die guten Surfbedingungen haben wir Conil auf jeden Fall fest ins Auge gefasst, wenn es darum geht, irgendwann einmal dem deutschen Winter für längere Zeit entfliehen zu wollen.

Jemand, der das bereits getan hat und den wir in Conil kennengelernt haben, ist Kim. Wer Kim ist und warum sie rückblickend einen maßgeblichen Anteil an unserem weiteren Reiseverlauf hatte, schildere ich gleich.

Vorher möchte ich noch erwähnen, wen wir ebenfalls in Conil getroffen haben. Nicht, dass es überraschend wäre, aber Xenia gesellte sich zu uns und blieb ebenfalls für ein paar Nächte. Immerhin hatten wir uns schon eine Woche nicht gesehen.

Dieses Mal nicht mit Partner Niels im Gepäck, sondern mit Freundin Lea. Als wir uns erneut verabschiedeten, sollte es eigentlich ein „endgültiger“ Abschied sein, denn die beiden mussten eine Woche später schon wieder in Deutschland sein. Überraschung! Die Verabschiedung war nicht endgültig. Kurze Zeit später trafen wir uns nahe Tarragona am Mittelmeer wieder. Unsere Pläne die Kordilleren zu bereisen, wurden durch Kälte und Schnee zunichte gemacht. Das gute Wetter in Conil hat uns vergessen lassen, dass nicht überall 20°C sind und nach einer Nacht in den Bergen, in der es bei 2°C geregnet und gestürmt hat, haben wir beschlossen, die komplette Gegend zu überspringen und direkt ans Mittelmeer zu fahren, wo letztendlich Xenia und Lea ebenfalls verweilten.

 

Nun zurück zu Kim. Kim folgt Jessy auf Instagram, hat sie in El Palmar, dem hippen Surf-Nachbarort Conils, in einem Café erkannt und sie daraufhin angeschrieben, ob sie sich nicht mal auf einen Kaffee treffen wollen. Jessy freute sich zwar riesig, aber da Kim viel arbeitete, konnten die beiden zunächst keinen passenden Termin für ein Treffen finden.

Am Samstag dann, als wir mal wieder verzweifelt auf der Suche nach einem Kursplatz waren, kam uns Kim wieder in den Sinn. Sie lebte schließlich in Conil und wir hatten die Hoffnung, dass sie uns eventuell ein Studio oder einen geeigneten Platz nennen könnte.

Daraufhin hat Kim versichert, sie hätte genug Platz und Jessy könne den Kurs bei ihr geben. Wir könnten sogar vor ihrer Tür übernachten.

Wieder einmal: Glück gehabt.

Wie viel Glück wir tatsächlich hatten bzw. eher Jessy hatte, stellte sich erst heraus, als wir Kim näher kennenlernten.

Kim ist nämlich selbstständige Yoga-Trainerin, hat dabei ihr eigenes Programm entwickelt und mittlerweile sogar einige Angestellte. Sie hat Jessy vor Augen geführt, wie viel Potenzial in ihrem Tanztalent steckt und wie viel sie daraus machen kann.

Dieses Treffen war zwar nicht ausschlaggebend dafür, dass Jessy´s Zukunft in der Selbstständigkeit und im Tanzbereich liegen wird, das wusste sie schon vorher, aber es verdeutlichte ihr, wie viel sie tatsächlich wert ist und das es an der Zeit ist, für die Energie, die sie anderen Menschen zu Gute kommen lässt, auch etwas zurückzubekommen.

Daraufhin beschlossen wir, den Kurs am kommenden Wochenende noch einmal anzubieten und anschließend eine zweiwöchige Pause zur Umstrukturierung einzulegen.

Und diese Umstrukturierung bezog sich rückblickend nicht nur auf den Kurs, sondern im Nachhinein auch auf unser Leben im Van. Doch dazu mehr in einem anderen Beitrag.

 

Wie bereits erwähnt, sollte es für uns eigentlich in die Berge gehen, doch das Wetter spielte nicht mit. Nach dem nun wirklich letzten Treffen mit Xenia und Lea besuchten wir Charlotte und Felix, die in der Nähe von Barcelona am Mittelmeer leben.

So viele Namen in diesem Beitrag, ich weiß, aber wie gesagt: Es darf niemand vergessen werden.

Charlotte und Jessy kennen sich ebenfalls über Instagram und bereits bevor wir unsere Reise antraten, meinte Charlotte, dass wir unbedingt vorbeikommen sollen, wenn wir in der Nähe sind.

Und auch diese Begegnung bzw. dieses persönliche Kennenlernen stellte sich als unfassbar bereichernd heraus. Dazu muss gesagt werden, dass Charlotte sehr aktiv auf Instagram ist und als erfolgreiche Influencerin arbeitet. Jessy war sich dessen sowieso bewusst, aber auch für mich war es einfach schön zu sehen, was für ein guter Mensch Charlotte ist und wie viel Gutes sie mit ihrer Reichweite versucht zu bewirken.

Außerdem gut: Felix und Charlotte rieten uns dazu, Heins vor ihrer Tür stehen zu lassen und mit Zug nach Barcelona, wir hatten einen Kurztrip geplant, zu reisen. Ein Tipp, der sich als goldrichtig erwies.

 

Wir fuhren eine knappe Stunde mit dem Zug von Torredembarra und bezahlten dafür lediglich 12 € pro Person. Mit dem Auto hätte es genauso lange gedauert, aber wir hätten niemals einen Parkplatz gefunden. Selbst mit normalen PKW ist es in Barcelona kaum möglich zu parken.

In Barcelona mieteten wir uns ein schönes Apartment, von dem wir alles fußläufig erreichen konnten.

Eddie machte im Übrigen auch alles prima mit. Egal ob auf den Zugfahrten, in Restaurants oder während des endlosen Schlenderns durch die Gassen Barcelonas: Eddie war einfach glücklich dabei zu sein.

In der Stadt selbst haben wir uns so gut wir gar nichts vorgenommen. Jessy wollte zum Tanzen, was sie auch gemacht hat, aber ansonsten haben wir uns einfach ein wenig treiben lassen.

Selbstverständlich haben wir, wie so oft in den vergangenen Wochen, auch jemand neues kennengelernt.

Einmal mehr wurde Jessy über Instagram angeschrieben und nach einem Treffen gefragt. Dieses Mal lernten wir die liebe Mariell kennen, die bereits seit acht Jahren in Barcelona lebt.

Und auch aus der Heimat kam Besuch! Jessy´s Freundin Kathi war ebenfalls in Barcelona und da ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, einen gemeinsamen Tag zu verbringen. Ebenfalls in der Stadt verweilte zu dieser Zeit Wenke, die Schwester von Jessicas Freundin Fenja und treue Teilnehmerin an Jessicas Kursen. Sie begleitete uns paar Stunden und half uns dabei, die heiß begehrten Cronuts zu finden, ein Gebäck, welches eine Mischung aus Croissant und Donut darstellt. Wir hatten von einer legendären Bäckerei gehört, die wir unbedingt besuchen wollten und glücklicherweise auch gefunden haben.

Aber abgesehen von dem leckeren Gebäck, war das Treffen mit Kathi auch so äußerst bereichernd. Es zeigte mal wieder, dass, bei all den tollen und faszinierenden Menschen, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben, bereits so viele Herzensmenschen in der Heimat auf uns warten.

 

Zurück bei Charlotte bzw. bei Heins angekommen, war es langsam an der Zeit weiterzuziehen und Spanien zu verlassen.

Das Wetter spielte ohnehin schon die ganzen Tage nicht wirklich mit und daher viel uns der Abschied vom Mittelmeer nicht sonderlich schwer.

Den letzten Abend in Spanien verbrachten wir, wie sollte es auch anders sein, allerdings nicht allein. Durch Charlotte lernten wir die liebe Hanna und ihren Partner Berend kennen, welche uns zum Abendessen einluden. Und auch diese Begegnung stellte sich einmal mehr als unglaublich bereichernd dar.

Generell bleibt festzuhalten, dass die Wochen in Spanien und Portugal unfassbar viel mit uns gemacht haben.

Wir haben neue Freundschaften geschlossen und alte aufleben lassen, aber vor allem wurde uns vor Augen geführt, was für Möglichkeiten wir haben.

 

Unsere Reise hat sich nach und nach von den landschaftlichen „Wow´s“ zu den menschlichen „So was gibt´s?“ gewandelt und wir sind unendlich dankbar, dass wir so viel von so viel zauberhaften Menschen mit auf unseren Weg bekommen haben.

 

 

Jessy, Flori & Eddie


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