Am 15.03.2022 überquerten wir nach knapp einem Monat im Süden Spaniens die Grenze zu Frankreich.
Ich hatte ja bereits im vorangegangenen Beitrag erwähnt, dass die zahlreichen Begegnungen in Spanien Eindruck hinterlassen haben und sich auf unsere weitere Reise ausgewirkt haben.
Der Plan zu diesem Zeitpunkt sah wie folgt aus: Wir hatten schon vor längerer Zeit beschlossen, einen Abstecher bei meinem Bruder Alex und meiner Schwägerin Nadja in Deutschland am Bodensee zu machen.
Zum einen wollten wir die beiden einfach besuchen und zum anderen war es auch an der Zeit, ein paar Dinge in Heins auszutauschen. Ein weiterer Punkt, der dafürsprach, einen kurzen Abstecher nach Deutschland zu machen, waren Jessy´s Instagram-Kooperationen. Die Pakete der Firmen mussten schließlich irgendwo hingeschickt werden und das hatte in Spanien nicht ganz so gut geklappt. Man weiß u. A. nie, wann das Paket ankommt, und so kann es sein, dass man unter Umständen mehrere Wochen an einem Ort „gefangen“ ist.
Daher haben wir beschlossen, einfach alles, ganz zu deren Freude, zu Alex und Nadja schicken zu lassen.
Unsere Reise wurde zudem von einem weiteren Punkt mehr denn je bestimmt: Jessy´s Kurs.
Wir hatten angekündigt eine zweiwöchige Pause einzulegen, um einige Anpassungen vorzunehmen und letztendlich den ersten Baustein von Jessy´s Selbständigkeit zu kreieren. Dazu hatten wir ebenfalls gehofft, die Annehmlichkeiten einer Wohnung nutzen zu können.
Also nochmal zusammengefasst: Wir wollten nach Deutschland, um meinen Bruder und seine Frau zu sehen, Instagram Kooperationen abzuarbeiten und Jessy´s Kurs zu strukturieren.
Geplant war dafür Frankreich komplett zu passieren und schnurstracks nach Deutschland zu fahren. Allerdings wurde dieser Plan durch eine Komponente zu Nichte gemacht, die nun seit zweieinhalb Jahren unser aller Leben maßgeblich beeinflusst: Covid.
Dadurch, dass wir so viel Zeit in der Natur verbrachten und keinen „gewöhnlichen“ Alltag mehr kannten, war in unser Welt Corona schon so gut wie ausgestorben. So näher wir allerdings Richtung Deutschland kamen, umso mehr wurden wir von der Pandemie eingeholt. Zunächst erwischte es Nadja, die von unserem Kommen gar nichts wusste, weil wir sie überraschen wollten und später dann auch Alex. Wir mussten also kurzfristig ein paar Tage in Frankreich bleiben.
Grundsätzlich gibt es schlimmeres als eine kleine Frankreich-Reise, zumal wir ja zu den größten Frankreich-Fans zählen, aber wir wollten eben einiges in Deutschland abarbeiten.
Dieser Fakt in Verbindung mit schlechtem Wetter und schwieriger Stellplatzsuchte wirkte sich enorm auf unsere Stimmung aus. Wir haben uns in der einen Woche, in der wir in Frankreich waren, häufiger gestritten, als in den vergangenen zwei Monaten.
Der Grund dafür ist leicht gefunden. Wir beide waren nicht in unserer Balance. All die Wochen vorher haben wir immer wieder geschafft, Zeit für uns finden. Ich beispielsweise durch das regelmäßige Surfen und Jessy durch allmorgendliches Yoga. Da kein Meer vor der Tür war und es jeden Morgen geregnet hat, sind diese Dinge weggefallen. Diese Tatsache gepaart mit dem zeitlichen Druck, den wir uns durch die Instagram-Kooperationen sowie Jessy´s Kurs-Umstrukturierung auferlegt haben, führte zu dieser angespannten Situation.
Ich möchte das ganze aber auch nicht über dramatisieren. Letztendlich haben wir uns da auch durchgeboxt und sogar in Heins eine angemessene Seite für Jessy´s Kurs gebastelt, so dass sie endlich den ersten Schritt Richtung Selbstständigkeit tätigen konnte.
Weiterhin wurden wir in der kurzen Zeit einmal mehr von Frankreichs Schönheit überwältigt. Wir bewegten uns ausschließlich im Département Bouches-du-Rhône, also südlich von Avignon, und konnten dabei nicht nur den zahlreichen Obstbäumen beim Wachsen zuschauen, wir konnten wandern und endlich wieder liebevolle Kleinstädte bewundern.
Ganz besonderes Highlight war dabei die Kleinstadt Saint-Rémy-de-Provence, welche bei all den schönen Orten, die wir in Frankreich schon besucht haben, nochmal besonders herausgestochen ist.
Die vorerst letzte Nacht in Heins verbrachten wir auf einem wundervollen Weingut, von dem wir uns dann direkt auf dem Weg nach Friedrichshafen machten. Bevor wir am Morgen jedoch final losfuhren, begaben wir uns noch auf die Suche nach Macarons. Dafür folgten wir dem Tipp des Weinbauers, bei dem wir untergekommen waren und dieser Tipp stellte sich als goldrichtig dar. Ich hatte vorher noch nie Macarons probiert, was sich als großer Fehler herausstellte. Dieses Gebäck ist einfach himmlisch!
In Friedrichshafen angekommen, warteten dann nicht nur Alex und Nadja auf uns, auch Jessy´s Papa kam für einen Wochenendtrip runter an den Bodensee.
Die Freude über das Wiedersehen nach so langer Zeit war natürlich riesig. Gemeinsam erkundeten wir die sehenswerte Gegend und besuchten beispielsweise Orte wie Lindau oder auch Bregenz.
Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht im Ansatz ahnten, war, dass wir uns bereits drei Wochen später schon wieder sehen sollten.
Und nun komme ich dazu, warum sich unsere Pläne so kurzfristig geändert haben und wir schlussendlich auf den Philippinen gelandet sind.
Die Zeit in Frankreich hatte Spuren bei uns hinterlassen. Wir waren gestresst vom Leben im Van und genossen es sehr, vorübergehend eine Wohnung nutzen zu können, um all die Dinge, die wir vor uns hergeschoben haben, erledigen zu können.
Man muss da auch ganz klar sagen, dass wir ohne die Hilfe bzw. die Gastfreundlichkeit Alex und Nadjas niemals die ganzen Kooperationen hätten abarbeiten können. Wir mussten fünf Tage durcharbeiten, um alle Termine einzuhalten. Das im Van? Unvorstellbar.
Heins ist einfach nicht dafür gemacht, als Büro herzuhalten. Dafür fehlt ihm die nötige Höhe und die nötigen Sitzmöglichkeiten.
Und dann waren da ja noch diese Begegnungen am Mittelmeer, die Jessy in ihrem Handeln dermaßen gestärkt haben, dass sie nicht länger warten und zu ihrem Tanz-Workout einen zusätzlichen Kurs anbieten wollte, der da wäre: Shakti Yoga Dance.
Das Schicksal wollte es so, dass die Lehrerin eine eins-zu-eins-Betreuung anbot und sie, so Jessy denn wollte, sofort starten könnten.
Jessy wollte!
Drei bis vier Stunden dauerte ein Kurs und das über insgesamt vier Wochen. Inhalt war neben der Theorie Meditation, Mantras singen und eben tanzen.
Mit dem Wissen ausgestattet, wie es sich in Heins arbeiten lässt, war für mich nach dem ersten Kurstag klar, dass Jessy das unmöglich im Van durchziehen kann.
Die Frage war also: Wie weitermachen?
Wir wussten, dass wir so langsam auch mal Alex und Nadja signalisieren müssten, wann wir denn weiterziehen wollten. Immerhin waren wir schon knapp zwei Wochen da und trotz aller Gastfreundlichkeit ist es nur zu verständlich, dass man seine Wohnung auch wieder für sich haben möchte.
Zumal mein Bruder unseren Vorschlag eine WG zu bilden, ausschlug.
Unser nächstes Ziel auf unserer Reise sollte Italien sein. Da Jessy im Van allerdings ihrer Ausbildung, die immerhin noch zwei Wochen gehen sollte, nicht nachgehen konnte, schaute ich nach Ferienhäusern.
Dabei stellte ich bereits fest, dass sich nicht wirklich Freude einstellte. Normalerweise ist da ja immer dieses Kribbeln, wenn man sich beispielsweise vorstellt, wie man morgens auf der Veranda seinen Kaffee trinkt und über den See schaut. Doch dieses Gefühl stellte sich nicht ein.
So blöd es klingt, aber ich war irgendwie satt. Satt vom Reisen. Satt vom bereits Gesehenen. Unsere Reise hätte sich also insofern geändert, dass wir vom Reisen zum wirklichen Leben im Van übergegangen wären. Wir hätten nicht mehr so viel unternommen und mehr Zeit in und um Heins verbracht. Und da war wiederum die Frage, ob Italien dafür so geeignet ist. Italien ist nicht Estland, wo man wundervolle Stellplätze mit ausgezeichneten Internetempfang für sich allein hat.
Dieser Gedanke reifte in meinem Kopf immer weiter. Hinzu kam, dass sich auch unser Budget langsam dem Ende entgegenneigte und wir nur noch ca. drei weitere Monate mit Heins reisen konnten.
Jessy verschonte ich lange Zeit mit meinen Gedanken, da sie mit Instagram und ihrer Ausbildung genug um die Ohren hatte. Als sie mich allerdings fragte, wie es mit der Suche nach einem Ferienhaus aussieht, schlug ich ihr vor, dass wir anstelle nach Italien zu fahren, doch zwei Monate auf die Philippinen fliegen könnten.
Ich hatte bereits alles rausgesucht. Flüge von allen möglichen Abflughäfen, eine Unterkunft für einen Monat auf Siargao (unser Lieblingsinsel), Einreisebestimmungen usw..
Zudem rechnete ich vor, dass uns zwei Monate Philippinen nicht viel mehr kosten würden, als drei Monate mit dem Van zu reisen (Ich habe mich verrechnet. Es kostet uns mehr.) und wir uns das durchaus leisten könnten.
Die Vorstellung unsere Reise so zu beenden, ließ mich nicht mehr los und auch Jessy war sofort begeistert. Auch wenn ihr ein wenig das Herz blutete, da Italien das Land war, auf das sie sich am meisten gefreut hatte.
Wir beschlossen also auf die Philippinen zu fliegen.
Ein großer Wehrmutstropen ging allerdings mit dieser Entscheidung einher: Was machen wir mit Eddie?
Anfänglich gingen wir davon aus, dass das schon kein Problem für unsere Familien sein wird, zwei Monate auf ihn aufzupassen. Was sind schon zwei Monate? Wir hatten gar kein Vorstellungsvermögen mehr, wie lange zwei Monate doch sind.
Doch glücklicherweise meldete sich Jessy´s Freundin Kathi sofort und erklärte, sie würde sich riesig freuen, wenn sie und ihr Partner Moritz auf unseren Edman aufpassen dürfen.
Für uns war das ein Segen und wir sind unendlich dankbar, dass wir so liebe Pflegeeltern für ihn gefunden haben, bei denen er es gerade richtig guthat.
Und einmal mehr bleibt festzuhalten: Wir haben einfach die besten Freunde.
Am 04.04. haben wir beschlossen auf die Philippinen zu fliegen, am 08.04. hat Kathi uns das „OK“ gegeben und wir haben daraufhin sofort die Flüge gebucht. Am 25.04. hatte Jessy ihre Prüfung und am 26.04. sind wir dann geflogen.
Die einzige Hürde war jetzt noch, dass Jessy irgendwo ihre Ausbildung beenden musste. Dafür hatten wir uns überlegt, dass es eine Stadt gibt, in der wir so viele liebe Menschen kennen, von denen uns bestimmt jemand aufnimmt.
Die Rede ist von Köln und auch dieser Plan ging auf.
Wir kamen bei Romi und Luki unter und hatten wundervolle zehn Tage mit zahlreichen wundervollen Begegnungen.
Ein bisschen Stress kam dann aber doch noch auf, denn was wir nicht beachtet hatten, war, dass man für die Einreise auf die Philippinen bei einem Aufenthalt, der länger als 30 Tage andauert, ein Visum benötigt.
Und wie wir feststellen mussten, dauert eine Visumsbeantragung für die Philippinen länger als zwei Wochen. Mit viel Umhertelefoniere und mit der Hilfe eines philippinischen Reisebüros ließ sich dieses Problem allerdings auch meistern.
Und dann auf einmal war es so weit: Wir saßen im Flieger. Erst in diesem Moment realisierten wir, dass wir uns gerade auf dem Weg auf die Philippinen befanden, um dort zwei Monate zu verbringen.
Manila und Siargao, ganz viel Karaoke und ganz viel Essen, aber auch Smog, Hitze und Chaos... Über allen steht jedoch: Dankbarkeit und Freude!
Wir sahen uns an und bemerkten einmal mehr: „Wir sind auf einem Abenteuer!“
Jessy, Flori & Eddie
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Barbara (Samstag, 11 Juni 2022 10:50)
So schön, diesen ehrlichen Artikel zu lesen!! Dass das Reisen im Van irgendwann mal übersatt machen kann und der tiefere Sinn für einen selbst verloren gehen kann, kann ich mir gut vorstellen (ich war mal 1,5 Jahre mit meinem Freund im VW-Bus in Amerika unterwegs - da gab es noch keine Handys ..). Manchmal frage ich mich, ob manche der Dauerreisenden eigentlich wirklich für sich selbst reisen oder doch immer mit Blick auf Instagram. Ich stelle mir das anstrengend vor: Immer dieses Zweckdenken im Hintergrund. Wisst ihr, was ich meine? Wir haben damals im Van einfach unser Leben gechillt und genossen. Nachteil: Irgendwann war unser Geld alle und wir durften/mussten wieder heim. Klar, wir hätten auch irgendwelche Jobs machen können, aber das war nicht so in unseren Plänen.
Euch weiterhin eine tolle Zeit auf den Philippinen! Ich freu mich immer sehr über tägliche Meerbilder, Sonnenuntergänge und satte Sommervibes �����✨
Lg aus Deutschland �
Anne (Mittwoch, 22 Juni 2022 12:08)
❤️Ich mag deinen Schreibstil arg. Danke für diesen Text. Alles Liebe.