„Gewinnt eine Partie Boule gegen einen Franzosen.“

 

Nach Wife-Carrying in Estland wartete in Frankreich die nächste sportliche Herausforderung auf uns:

Wir sollten eine Partie Boule gewinnen. Das Kugel-Spiel ist das Spiel der Franzosen schlechthin und wird ausnahmslos überall gespielt. Wie trafen immer wieder auf Gruppen älterer Männer, die im Park bzw. auf extra geebneten „Boule-Arenen“ zusammenkamen und ihrer Leidenschaft nachgingen. Vorab sei schon mal erwähnt, dass wir diesen Sport bzw. diese Tradition als äußerst erfrischend finden. Wie schön ist es bitte, sich draußen mit Freunden zu treffen und dabei einen kleinen sportlichen Wettkampf nachzugehen, bei dem man sich auch noch problemlos austauschen kann? Und das Schönste daran: Man kann Boule bis ins hohe Alter spielen.

Das Spiel könnte übrigens jedem bekannt sein. Ziel ist es, seine Spielkugeln so nahe wie möglich an die im Vorfeld geworfene Zielkugel zu justieren. Der Spieler, der seine Kugeln am dichtesten an die Zielkugel befördert hat, bekommt entsprechend Punkte bzw. gewinnt das Spiel.

 

Nun aber zu unserer Challenge.

Da Boule überall gespielt wird, erschien es aus unserer Sicht problemlos möglich, irgendwo einen geeigneten Partner bzw. Kontrahenten zu finden. Allerdings vergingen die sieben Wochen, die wir Frankreich bereisten, so schnell, dass wir unsere Challenge glatt aus den Augen verloren hatten. Fünf km vor der spanischen Grenze wollten wir uns dann endlich ans Werk machen. Das Problem war nur, dass wir keine Boule-Plätze mehr fanden, geschweige denn Menschen die Boule spielten.

Glücklicherweise bekamen wir an unserem weit abgelegenen Schlafplatz nahe Saint-Jean-de-Luz Besuch von einem älteren französischen Ehepaar.

Wir überlegten uns, dass die beiden als typische Franzosen bestimmt Boule am Board haben und sprachen sie einfach darauf an.

Um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen getreu nach dem Motto: „Habt ihr Boule dabei und spielt ihr eine Runde gegen uns?“ fragten wir lediglich, ob sie einen Platz wüssten, an dem häufig gespielt wird. Zudem erklärten wir, warum wir das wissen müssten und kamen somit auf unsere Challenge zu sprechen.

Unser Plan ging auf.

Francoise, so hieß die Dame, schickte ihren Mann, Jean-Marc, sofort auf die Suche nach dem Spiel und natürlich hatten die beiden es dabei.

Außerdem erklärten sie, dass sie uns unbedingt dabei helfen wollten, unsere Challenge zu meistern.

Doch damit nicht genug. Wir meinten, dass es uns genügt, wenn wir auf dem hügeligen Untergrund spielen würden, doch das war den beiden nicht gut genug. Am nächsten Tag brachen wir auf und suchten in Hendaye nach geeigneten Plätzen. Jean-Marc und Francoise waren dabei so engagiert, dass es uns fast unangenehm war, so viel Zeit in Anspruch zu nehmen.

Zunächst fuhren wir gute 20 Minuten mit dem Auto und anschließend ging die Suche noch weitere 20 Minuten zu Fuß weiter, ehe Jean-Marc einen Platz als angemessen befunden hat.

 

Dann startete unsere Partie Boule und man spürte, dass die beiden wussten, was sie taten. Genauso engagiert, wie sie die Platzsuche angegangen waren, spielten sie auch Boule.

Die beiden warfen immer im Wechsel, wogegen Jessy zum größten Teil mir das Werfen überließ und sich auf das Filmen konzentrierte.

Die Partie war hart umkämpft und die Führungen wechselten ständig hin und her, aber am Ende konnten wir tatsächlich den Sieg sichern und somit unsere Challenge erfolgreich abschließen.

Selbstverständlich ist das Ergebnis allerdings nebensächlich.

 

Die Challenge hat uns einmal wieder eine unfassbar tolle Begegnung beschert. Zumal uns nach der Partie Jean-Marc und Francoise noch auf einen Kaffee bzw. auf ein Bier einluden. Wir saßen noch eine ganze Weile zusammen und erzählten von unseren Reiseerfahrungen. Der Altersunterschied von gut 40 Jahren spielte dabei gar keine Rolle.

Immer wieder sind es diese Begegnungen, die so unerwartet kommen und unsere Reise zu etwas ganz Besonderem machen.